24. Oktober 2013 Alexander Schütt

Was haben Fette, Kohlenhydrate, Alkohol und Diesel gemeinsam?

Fette, Kohlenhydrate, Alkohol und Diesel

Was haben Fette, Kohlenhydrate, Alkohol und Diesel gemeinsam?

Der erste Gedanke zu dem, was Fette, Kohlenhydrate, Alkohol und Diesel gemeinsam haben, ist, dass sie alle Energieträger sind. Einige davon sind Bestandteile unserer Ernährung. Andere nutzen wir, um Autos zu betreiben. Es soll sogar Menschen geben, die Rapsöl vom Lebensmitteldiscounter in den Tank schütten.

 

Zum einen möchte ich hier die erste Dimension als Energieträger betrachten. Die zweite Dimension ist die Toxizität (Giftigkeit) der oben genannten Stoffe. Schließlich kommt hoffentlich niemand auf die Idee, Diesel zu trinken.

Grundlage für die Idee zu diesem Artikel ist der, in meiner täglichen Arbeit immer wieder aufkommende Mythos, Fette würden schlecht und Kohlenhydrate gut sein.

Tatsächlich ist es so, dass Fette eine wesentlich höhere Energiedichte als Kohlenhydrate haben. Ein Gramm Fett hat eine Energie von circa 9,3 kcal. Dagegen hat ein Gramm Kohlenhydrate circa 4,1 kcal pro Gramm.
Man kann demnach also annehmen, dass man viel mehr Kohlenhydrate als Fette essen sollte, um weniger Energie bei vergleichbarer Menge an Nahrung zu sich zu nehmen.

Wenn wir nur die erste Dimension, und zwar die Energiedichte betrachten, dann ist die Schlussfolgerung erst mal logisch. Was dabei aber nicht berücksichtigt wird, ist die stoffwechselphysiologische Wirkung im Organismus. Das heißt ganz einfach: wie wird dieser Energieträger vom Organismus verarbeitet und wie wirkt er auf ihn.

Und nun kommt der Diesel wieder ins Spiel. Diesel hat mit einer Energiedichte von 10,9 Kcal pro Gramm eine recht hohe Dichte. Zur Gewichtsreduktion also offenbar ungeeignet. Vielleicht ist er für Ausdauersportler interessant, um weniger Mengen während des Trainings trinken zu müssen. (Ich weise an dieser Stelle darauf hin, dass diese Sätze sarkastisch gemeint sind).
Wenn ein Mensch Diesel trinken würde, dann wären die Wirkungen in der zweiten Dimension Verätzungen des Verdauungstraktes und Schädigungen der Lunge. Darüber hinaus steht Diesel in Verdacht, krebserregend zu sein. Also lassen wir das mit dem Diesel als Nahrungsmittel lieber sein, denn er besitzt eine starke Toxizität.

Ein ähnliches Problem stellt sich bei Alkohol dar. Alkohol lässt uns nicht nur schwachsinnige Dinge sagen und tun. Bekanntlich sorgt er auch dafür, dass das Hüftgold wächst. Das liegt mitunter an seiner Energiedichte von 7 kcal pro Gramm. Darüber hinaus verliert man nach dem Konsum von Alkohol tendenziell auch die Kontrolle über das Ernährungsverhalten. Hinzu kommt, dass Alkohol den Blutzuckerspiegel abfallen lässt, was wiederum dazu führt, dass Heißhungerattacken entstehen. Das ist natürlich besonders günstig, wenn man sowieso gerade keinen Bock darauf hat, auf seine Ernährung zu achten 😉

Die Toxizität des Alkohols sorgt weltweit für deutliche Schäden in allen Volkswirtschaften. Dass man es mit Alkohol nicht übertreiben sollte, ist uns also auch bekannt.

Was vielen aber nicht bekannt ist, ist die Toxizität von Kohlenhydraten. Vielleicht hilft es, wenn ich an die Folgeerkrankungen von Diabetes mellitus erinnere. Durch den krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegel haben Diabetiker vielfach erhöhte Wahrscheinlichkeiten folgende Probleme zu entwickeln:

  • Verlust der Sehfähigkeit,
  • Nervenirritation in den Extremitäten (Kribbeln, Taubheit),
  • Durchblutungsstörungen in den Extremitäten, die teilweise später sogar zu Amputationen führen,
  • Nierenschäden bis hin zur Dialysepflicht,
  • Herzinfarkt,
  • Schlaganfall,
  • Höhere Krebsraten.

Also streichen wir schon mal die Süßigkeiten aus der täglichen Nahrung. Was ist denn mit dem guten Pumpernickel oder der gesunden Banane?

Um das zu verstehen, muss ich kurz erläutern, wie Kohlenhydrate verstoffwechselt werden. Es gibt in unserem Körper verschiedene Enzyme, die dafür sorgen, dass die unterschiedlichsten Kohlenhydratquellen zerkleinert werden, sodass sie vom Blut aufgenommen werden können. Der kleinste gemeinsame Nenner ist hierbei die Glucose.

Der Grund warum ein Pumpernickel „gesünder“ als ein Weizentoast sein soll, liegt daran, dass der Körper etwas länger braucht, um aus dem Pumpernickel Glucose zu machen als aus dem Weizentoast.
Jedoch geht das immer noch schnell genug, um den Blutzuckerspiegel so stark ansteigen zu lassen, dass der Körper einen neuen Spieler braucht, um die Glucose zu verstoffwechseln.

Also bringen wir mal den neuen Spieler ins Spiel: Das Hormon Insulin,

Was bei einem Diabetiker nicht mehr ausreichend produziert werden kann, führt dazu, dass er unbehandelt, zu hohe Blutzuckerwerte hat. Wer in Hamburg schon mal über die Reeperbahn geschlendert ist, kann die Wirkung von Insulin gut mit den Typen vergleichen, die vor den Stripclubs stehen und versuchen, die Besucher in die Clubs zu locken.
Insulin schleust überschüssige Glucose und Fette aus der Blutbahn in die Zellen. Dabei sind die bevorzugten Zellen (Premiumclubs) erst die Leber (Puppenhaus) und dann die Muskeln (Susi’s Club der freien Körperkultur). Wenn diese voll sind, dann geht es in die nicht so szenigen Zellen des Körperkiezes. (Vorab werden noch die überschüssigen Glucosemoleküle in der Leber zu Fetten umgewandelt.) Dort wird der Besucher mit Freigetränken gelockt. Ich kenne niemanden, der freiwillig in diese Ramsch-Buden geht. Genauso wenig mögen wir Menschen die Ramsch-Buden namens „Fettzellen“. Wenn aber zu viele Besucher auf dem Kiez unterwegs sind, bekommen selbst die Ramsch-Buden „ihr Fett weg“.

Also ganz einfach: Je mehr Insulin der Körper ausschüttet, desto mehr lagert der Körper Fett ein.

Kommen wir also nochmal auf die Wirkung von Kohlenhydraten zurück. Kohlenhydrate bewirken einen unterschiedlich starken Anstieg des Blutzuckers. Dann kommt Insulin ins Spiel und sorgt dafür, dass die Giftigkeit der Glucose im Zaum gehalten wird.

Problematisch ist nur, dass je mehr und je häufiger wir Kohlenhydrate konsumieren und je weniger wir uns bewegen, desto gefüllter sind die Leber- und Muskelspeicher. Das führt dazu, dass die Leber- und Muskelzellen „ihre Insulin-Rezeptoren einfahren“. Schließlich sind sie ja voll. (Hier greift leider nicht mehr die tolle Metapher mit dem Kiez 😉 )
Die Folge ist, dass der Blutzucker mit derselben Menge Insulin nicht mehr so gesenkt wird, wie vorher.
Der Körper ist ja nicht doof und sagt sich: „Das Gift muss weg!!!“
Also haut er mehr Insulin raus. Leider sind die einzigen, die darauf reagieren, die Ramsch-Buden des Körpers. Und die werden immer voller. Und je voller diese sind, desto weniger Rezeptoren halten die Leber und die Muskeln in die Blutbahn… Oder sagen wir es mal so: Die Ramsch-Buden auf dem Kiez sprießen wie die Pilze aus dem Boden und prägen das „Stadtbild“. Ein negativer Kreislauf beginnt seinen Lauf.

Außerdem hat Insulin noch eine ganz tolle Wirkung: Es bewirkt, dass die Freisetzung von Fetten aus den Depots gehemmt wird. Also stellt euch das so vor: Ihr wurdet in einen Ramsch-Club gezwungen. Ihr wollt da wieder unbedingt raus… Aber am Ausgang und am Notausgang stehen noch jeweils zehn weitere von den „Marktschrei-Türstehern“ und lassen euch nicht raus.

Fazit:

Ich hoffe, dass ich meinen Lesern einen sehr komplexen Sachverhalt des Stoffwechsels, welchen manche Trainer und auch Ärzte noch nicht verstanden haben, verständlich machen konnte.
Das heißt nicht, dass Kohlenhydrate der einzige Teufel an der Wand sind. Vielmehr möchte ich, dass man nicht jedes geschriebene Wort glauben sollte. Denn oft werden in der „Sagt-Man-Mentalität“ Pauschalisierungen publiziert, die aber keine Allgemeingültigkeit besitzen, weil sie komplexe Themen zu stark vereinfachen.
Als Liebhaber von Kohlenhydraten sollte man für sich selbst überprüfen, wie viele Kohlenhydrate man verbraucht und ob die Speicher ständig gefüllt sind. Solange die Leber- und Muskelzellen ihre Rezeptoren „hoch halten“, hat man mit Kohlenhydraten keine Probleme. Aber lebensnotwendig sind sie zumindest nicht!

Bildnachweis: live-and-stereo @flickr.com